«Selbstständig wohnen im Rampenhaus»
Interview mit Anna de Jesus Santos
Anna de Jesus Santos und die Stiftung Rossfeld verbindet vieles. Sie war Schülerin im ehemaligen Internat, dann Mitarbeiterin und Bewohnerin und jetzt Mieterin im barrierefreien Rampenhaus neben der Stiftung Rossfeld. Im Gespräch erzählt Sie mehr über diese Stationen.
Anna de Jesus Santos, Sie besuchten ab 1962 während neun Jahren die Schulbildung der Stiftung Rossfeld und bezeichnen diese im Nachhinein als Paradies. Wie kommt das?
Anna de Jesus Santos: Die neu eröffnete Schule hat mich beeindruckt, der Spielplatz mit der Kinderschaukel und die Zimmer ohne Spitalbetten haben mich fasziniert. Vieles davon kannte ich bis dahin nicht. Damals betreuten vier Familien jeweils 10-11 Kinder. Heute sind es Wohngruppen und die Kinder und Eltern entscheiden, ob sie im Rossfeld wohnen möchten.
Nach der Schule im Rossfeld bildeten Sie sich an der Feusi-Handelsschule weiter.
Sie müssen wissen: 1971 gab es noch keine Ausbildungsangebote für Menschen mit einer Behinderung. Die heutige Berufsbildung der Stiftung Rossfeld existierte leider noch nicht. Ich wäre gerne kreativ tätig gewesen.
Nach dem Handelsschulabschluss bot sich eine Stelle am Empfang der Stiftung Rossfeld an.
Ja, die Aufgaben am Empfang gaben mir eine Perspektive. Ab diesem Zeitpunkt kam ich für meinen Lebensunterhalt selber auf.
Was hat Sie heute – 46 Jahre später dazu bewogen, in die Nähe der Stiftung Rossfeld zurückzukehren?
Grund dafür sind gesundheitliche Herausforderungen. Ich bin froh, in nächster Nähe, die Hilfe zu erhalten, die ich benötige. Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben. Die Pflegefachleute der Stiftung Rossfeld wissen, wie sie mit meiner Behinderung umzugehen haben. In einem Altersheim wäre dieses Know-how nicht vorhanden und überhaupt: Ich will so lange wie möglich selbstständig wohnen.
Gefällt Ihnen Ihre Wohnung im Rampenhaus neben der Stiftung Rossfeld?
Ich geniesse die Selbstständigkeit und fühle mich dabei 100 Prozent sicher. Wenn nötig, erhalte ich rasch und unkompliziert Hilfe in Form von ambulanten Dienstleistungen der Stiftung Rossfeld. Das Rampenhaus ist komplett barrierefrei. Ich kann mit dem e-Vorspannvelo direkt in die Wohnung fahren. Das ist für mich ein Luxus. Die Mieterinnen und Mieter sind bunt durchmischt: Jung, alt, mit und ohne Behinderung und Kontakte knüpfen ist erwünscht.
Was schätzen Sie an der Umgebung Ihrer neuen Wohnung?
Der neu gestaltete Begegnungsplatz der Stiftung gefällt mir besonders. Auch liegt die Engehalbinsel im schönen Naherholungsgebiet. Trotzdem wohne ich stadtnah mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Ich fühle mich wohl und das Quartier wächst und wird zusehends lebendiger.
Kennen Sie unser Assisto-Casa-Angebot schon? Machen Sie davon Gebrauch?
Ja, ich kenne die Assisto-Casa Angebote. Ich lasse mir die Wohnung reinigen. Den Notfallknopf beziehe ich über das SRK. Sobald das Restaurant wieder geöffnet werden kann, werde ich sehr gerne dort essen. Ich bin gespannt auf das Angebot und die neue Einrichtung.
Welches ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Ich liebe das Velowandern. Ich bin Fan davon. Jeden Tag unternehme ich eine Tour – den Fotoapparat habe ich stets dabei. Eine Fahrt kann schon mal bis zu 70 Kilometer weit führen. Sobald es die Sicherheitsmassnahmen betreffend dem Coronavirus zulassen, werde ich bestimmt auch an den Freizeitangeboten vom Rossfeld teilnehmen. Viele davon richten sich auch an die Bewohnerinnen und Bewohner des Rampenhauses.
Vielen Dank Anna de Jesus Santos für das interessante Gespräch. Schön, Sie wieder in unserer Nähe zu haben.